Eine gemütliche Teerunde ist eine äußerst angenehme Voraussetzung für allerlei Gespräche. So fanden sich auch neulich zwei Freundinnen zusammen, um über Gott und die Welt zu reden… Die Welt kam kurz, Gott noch kürzer und dann ging es um das wirklich interessante Thema – die Liebe. Die eine hatte auf diesem Gebiet Glück und war bereits fündig geworden, die andere leider Pech – und zwar in verdächtiger Kontinuität. Eine stabile Basis für einen regen Austausch und ungeplante Schokolade-Vernichtung (für Alkohol war es eben noch zu früh).

Die eine lernte ihren Partner vor Jahren mal auf einer langweiligen Party kennen – obwohl sie so gar nicht auf der Suche war und eigentlich nicht mal auf dieser Party sein wollte. So wie er auch. Glücklicher Zufall, würde ich sagen. Die andere war gern und viel unterwegs, lernte viele Menschen kennen, auch viele Männer… Nur irgendwie immer die falschen. Da war alles dabei: Charakterschweine, Lügner, Unentschlossene… Eine Frauenzeitschrift hätte mit ihren Erfahrungsberichten zum Thema „so nicht“ oder „bitte nicht nachmachen“ mindestens für ein Jahr ausgesorgt. Dabei ist diese Beziehungs-Pechlady eine ganz wunderbare Frau – sicher, mit Macken, denn wer hat sie nicht?.. – hübsch, witzig, liebevoll, fürsorglich, aufgeschlossen… Charmant, intelligent, manchmal kindlich, manchmal erwachsen, absolut selbstständig, verlässlich, hilfsbereit, verständnisvoll, einfallsreich, kreativ, kocht, putzt, tanzt, strickt, ist für fast jedes Abenteuer zu haben… Auf jeden Fall jemand, bei dem man sich wohl fühlt und mit dem es nie langweilig wird. Ein ganz wunderbarer Mensch eben – so die allgemeine Meinung in ihrem recht großen Freundes- und Bekanntenkreis. Warum ist sie dann noch Single? Gute Frage…

Da gab es mal einen Mann, der für ein paar Monate Schmetterlinge in ihrem Bauch verursachte – und sich am Ende als ein großer Lügner entpuppte. Es kam heraus, dass seine halbe Vita gelogen war… vielleicht auch mehr. Er hatte nämlich einen Filmausschnitt für eine seiner intimsten Erinnerungen ausgegeben. Dummerweise kannte sie den Film. Als sie darauf das Ganze beendete, stalkte er sie noch monatelang… Ein Mensch, bei dem es nicht mal klar war, ob er seine Geschichten selbst von der Realität unterscheiden konnte.

Da gab es einen, der aus einer lockeren Sache ein komplizierte machte, indem er aus einer Text-Nachricht falsche Schüsse zog und sich darauf hin einfach nicht mehr meldete (und auch nicht mehr antwortete). Monate später, als sie sich zufällig über den Weg liefen, stellte sich alles als ein großes Missverständnis heraus…

Da gab es einen, der hatte mit Mitte dreißig immer noch keine Ahnung, welchem Beruf er nachgehen wollte und ob überhaupt, ob er gern eine Beziehung hätte oder doch lieber ungebunden bleiben wollte und war grundsätzlich der Meinung, dass es keinen Sinn macht an eine Zukunft zu denken, da die Welt in ca. 20 Jahren sowieso im völligen Chaos untergehen würde und die Meisten dabei sterben werden.

Dann gab es endlich mal einen – fest im Berufsleben, in der Lage sich selbst zu versorgen, schien ganz in Ordnung… Musste allerdings einige Komplexe aus der Jugend ausbügeln – Bodybuilding, Model, zukünftiger Möchte-Gern-Star in Harz-IV-TV… Wollte gern eine Dom-Sub-Beziehung mit „ich“ an erster Stelle. Man könnte ja noch darüber lachen, wenn da nicht die cholerischen Anfälle wären. Was er für seelische Traumata auszubügeln versuchte, will man lieber gar nicht wissen…

So saßen die beiden Freundinnen da, tranken Tee, aßen Schokolade und sinnierten darüber, ob es an der Pechlady selbst lag oder an den verfügbaren Kandidaten… Und während sie sich fragte, was mit ihr nicht stimmte, dass sie solche Art von Männern anzog, beziehungsweise auch selbst offensichtlich attraktiv fand, überlegte ihre Freundin, ob sie nicht einfach in dem falschen Teich fischen ging. Sie – und auch einige andere, die die Pechlady kannten – empfielen ihr, sich in anderen Kreisen umzusehen, als bisher. Doch wo? Wo lernt man sich heute kennen? Auf der Arbeit? Sicherlich manchmal möglich, je nach dem, wo man arbeitet. In ihrem Fall ist es aber keine Option mangels Kandidaten. Bei Freunden? Doch da kennt man meistens alle… Und dass jemand „Freunde zu vermitteln“ hat, ist auch sehr selten geworden. Auf Parties? Damit hatte sie bisher keinen Erfolg. Auf irgendwelchen Online-Plattformen für Singles? Sorgt überwiegend für solche Bekanntschaften, wie oben beschrieben… Also wo? In der Bahn? Im Supermarkt? Auf der Straße? In Romanen und Liebesfilmen – auf jeden Fall. Im echten Leben – wohl kaum. Schließlich sind heutzutage alle so furchtbar mit sich selbst beschäftigt, dass kaum noch einer seine Umwelt registriert.

Und was ist, wenn es wirklich an ihr liegt..? Sind ihre Ansprüche zu hoch? Die Wunschvorstellungen zu genau? Nun… Sicherlich naheliegend, aber stimmt es auch wirklich? Ist es wirklich zu viel verlangt, dass dein Gegenüber sich für dich interessiert und sich Zeit für dich nimmt, vor allem wenn alles noch neu und frisch ist? Sollte man sich da nicht kennenlernen wollen..? Es geht nicht um permanenten Kontakt und polizeilichen Verhör, sondern darum, dass man Dates hat und sich unterhält – ganz klassisch. Wenn aber beim ersten oder zweiten Date das Handy bereits Vorrang hat, läuft da definitiv was falsch. Oder wenn es heißt, dass das Interesse definitiv da ist, aber ein Vorschlag sich zu treffen ausgeschlagen wird aufgrund einer Erkältung und nachher rauskommt, dass er einfach nur Feiern war. Wieso sagt man das nicht einfach? Auch „schön“ sind die Dates, bei denen sich der Mann einfach auf die Couch fläzt und sich bedrängt und eingeengt fühlt, wenn die Dame seine Nähe sucht… Zu viel Erwartungsdruck für einen modernen Mann..? Wenn das so ist, bin ich ganz schön alt. Wenn man sich solche Erfahrungsberichte anhört, fragt man sich eigentlich nicht, ob etwas mit der Singlelady nicht stimmt, sondern was mit den Männern nicht in Ordnung ist.

Diese Beziehungs-Pechlady ist im Übrigen kein Einzelfall – es gibt viele Damen (und auch Herren), bei denen es absolut unklar ist, warum sie keinen Partner finden können. Wunderbare Menschen, deren Vorzüge auf der Hand liegen, die absolut liebenswert sind und doch keine Liebe finden. Oder doch, dann aber in einer Variante, die zum Wegrennen ist, z.B. die klischeehafte Variante: „Du hast mich so wütend gemacht, dass mir die Hand ausgerutscht ist! Aber so wütend bin ich nur geworden, weil du mir so wichtig bist…“; oder die richtig krankhafte Variante à la „Wenn du mich verlässt, bringe ich mich um!“ oder „Ich liebe dich so sehr!.. Ich will für immer mit dir zusammen sein! Am liebsten würde ich dir die Beine abhacken, damit du mir nicht weg läufst und mich für immer brauchst, wie ich dich!“. Die letzten zwei Aussagen habe ich übrigens selbst bereits gehört, ist also kein schlechter Scherz und stammt auch nicht aus einem Film oder einem Buch… Diese Fälle von kranker Liebe sind aber – zum Glück – nicht ganz so häufig anzutreffen. Dafür aber häufen sich solche Vorstufen des zweifelhaften Glücks, wie oben beschrieben. Die harmlosesten und am häufigsten gehörten Gründe für eine nicht zustande gekommene Partnerschaft waren bisher „ich muss erstmal rausfinden, was ich selbst vom Leben will“ bzw. „ich muss erstmal mein Leben auf die Reihe kriegen“. Meistens folgt darauf eine kurze Beziehung mit jemandem anderen oder eine Reihe wilder Parties mit grandiosen Abstürzen. Kein Wunder, dass immer mehr Frauen sich bewusst dazu entscheiden, allein zu bleiben…

Und so saßen die beiden Freundinnen ratlos da, versüßten sich die Thematik – oder besser Problematik..? – mit Schokolade und kamen zu keinem Ergebnis. Manche haben einfach Glück und die anderen eben NOCH nicht..? Das hoffe ich inständig für all die wunderbaren Singlefrauen da draußen, die sich einen Begleiter wünschen.

2 Gedanken zu “Wer suchet, der findet. Fragt sich nur was…

  1. Oh, jetzt erst gesehen/gelesen… ^^

    Ich plädiere übrigens dafür, dass es nicht Single-Pechlady heißt, sondern Beziehungs-Pechlady! Denn in den Beziehungen liegt ja das Pech, das Singledasein läuft doch super 😉

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